ein. Ott-Heinrich war ein hochgebildeter Fürst, der für die Schulen, namentlich für die Hochschule Heidelberg sehr viel tat. Der Ottheinrichs-bau, der schönste Teil des Heidelberger Schlosses, trägt seinen Namen. Mit diesem Fürsten erlosch die Heidelberger Linie (1559), die fast 150 Jahre die Kurwürde geführt hatte. Die Kur mit der Pfalz fiel S i m m ertt zu; denn Neumarkt war schon ausgestorben. Die junge Pfalz (Neuburg) kam an Zweibrücken.
Ii. Die Kurlinie S i m in e r n. (1559—1685.)
Bei der Teilung der Pfalz, welche Ruprechts Söhne einst vornahmen, kam Simmern an des Kaisers dritten Sohn Stephan. Seine Besitzungen bestanden aus dem Fürstentum Simmern und der Grafschaft Zweibrücken. Seine beiden Söhne teilten das Land nach seiner Zusammensetzung in S i m m e r n und — Zweibrücken.
Der erste Kurfürst der neuen Linie (der vierte Regent in Simmern) war Friedrich Iii. Dieser trat von der lutherischen zur kalvinistischen Lehre über. Er ließ den heute uoch bei den Kalvinisten geltenden Heidelberger Katechismus verfassen. Diejenigen, welche um ihres kalviuistischen Glaubens willen aus ihrer Heimat vertrieben wurden, nahm er in sein Land auf. Nach dem verwerflichen Grundsatz der damaligen Zeit, daß das Volk immer der Religion seines Fürsten folgen müsse, wurden die Bewohner der Pfalz mehrmals nacheinander gezwungen, ihren Glauben zu ändern. Ludwig Vi., Friedrichs Sohn und Nachfolger, der schon zu Lebzeiten seines Vaters Statthalter der Oberpfalz war, zwang die Einwohner der Pfalz, wieder lutherisch zu werdeu. In seinem Testamente hinterließ er die Bestimmung, daß sein Sohn im lutherischen Glauben erzogen werden solle. Trotzdem ließ sein Bruder Kasimir, der die Vormundschaft führte, denselben in der kalvinischen Lehre erziehen. Auch das Volk mußte sich wieder zu dieser Lehre bekennen. Als Friedrich Iv. endlich zur Regierung kam, herrschte er mit Milde und Klugheit im Lande. Die Universität Heidelberg erreichte unter ihm die höchste Blüte. Das Dors Mannheim erhob er zur Stadt.
Ihm folgte Friedrich V. Dieser nahm eine englische Königstochter zur Frau. Er stellte sich, wie es schon sein Vater getan hatte, an die Spitze der protestantischen Fürsten. Dadurch und durch die Annahme der böhmischen Königskrone wurde er in den Dreißigjährigen Krieg verwickelt, der ihn aller seiner Länder und Würden beraubte, wie wir schon bei früherer Gelegenheit gesehen haben. Erst nach dem Ende jenes fürchterlichen Krieges erhielt sein Sohn Karl Ludwig die Pfalz wieder. Auch wurde für ihn eine neue Kurwürde, die achte, errichtet; denn die siebente war dem Herzog Maximilian von Bayern verliehen worden. Der neue Pfälzer Kurfürst suchte die Wunden, welche der Krieg dem Lande geschlagen hatte, zu heilen. Auch die Gegensätze zwischen den Glaubensrichtungen hoffte
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Extrahierte Personennamen: Stephan Friedrich_Iii Friedrich Ludwig_Vi Ludwig Friedrichs Kasimir Friedrich_Iv Friedrich Friedrich_V. Friedrich_V. Karl_Ludwig_die_Pfalz Karl Ludwig Maximilian_von_Bayern Maximilian
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in bet Verborgenheit an, die Bibel in die beutsche Sprache zu übersetzen. In Worms war auch gegen alle Anhänger Luthers die Acht ausgesprochen worden; aber niemand vollzog sie. Nun würde auf einem neueu Reichstag zu Speyer (1529) der kirchliche Streit wieber aufgegriffen und die Wormser Beschlüsse würden erneuert. Dagegen protestierten die lutherisch ge-sinnten Stäube (6 Fürsten und 14 Reichsstädte) und erhielten von da ab den Namen „Protestanten". Schon im nächsten Jahre saud wieder eiuc Reichsversammlung statt diesmal in Augsburg (1530). Hier überreichten die Protestanten ihre Bekenntnisschrift „die Augsburger Konfession", welche die von der katholischen Kirche abweichenden Lehreu enthält. Damit war dem Laufe der Reformation eine bestimmte Bahn vorgezeichuet.
Die Bauern mißverstanden die Lehre Luthers. Unter der gepredigten christlichen Freiheit verstanden sie die Befreiung von allen Abgaben. Dies und der fast unerträgliche Druck von Lasten und Frondiensten brachte sie zur Empörung gegen ihre Herren. Sie scharten sich zusammen, zerstörten Klöster und Schlösser und hausten in Schwaben und am Rhein in ganz fürchterlicher Weise. Diese Ausstände sind unter dem Namen der Bauernkrieg bekannt. Luther hatte Erbarmen mit der traurigen Lage der Bauern, eiferte aber später selbst nicht zum wenigsten gegen die gewalttätigen Aufrührer. Vvn Bayern blieben die Unruhen fern. Auch die Lehre Luthers drang vorerst noch nicht in Bayern ein. Die Strenge, mit der Herzog Wilhelm dies hinderte, trug ihm von seinen Glaubensgenossen den Beinamen „der Standhafte" ein.
Herzog Wilhelm schuf mit seinem Bruder manche treffliche Einrichtung. Die Festung Ingolstadt, die noch heute der bedeutendste Waffenplatz Sübbentschlaubs ist, verdankt ihnen ihre Entstehung. Die Universität dortselbst würde reichlich unterstützt. Biele berühmte Gelehrte besanben sich unter den Professoren. Aber nicht nur der Hochschule, auch den Schulen des nieberen Volkes wendeten sie ihre Aufmerksamkeit zu, indem sie viele Dorfschulen gründeten und die erste bayerische Schulordnung erließen.
Der jüngere Bruder Ludwig starb zuerst. Fünf Jahre regierte Wilhelm noch allein; dann ging die Herrschaft auf seinen Sohn Albrecht T. den Großmütigen (1550—1579) über. Dieser war ein verständiger und kunstsinniger Fürst. Auch er hielt die Reformation ferne von seinem Land, verfuhr aber dabei milder als sein Vater. Während seiner Regierung kam es in Sachen des Protestantismus zum Passauer Vertrag (1552), in welchem den Protestanten einstweilen die freie Ausübung ihrer Religion zugesichert wurde und zum Augsburger Religionsfrieden (1555), in dem die Gleichberechtigung beider Konfessionen ausgesprochen würde.
Albrecht war ein Freuub der Künstler und Gelehrten. Die Tonkunst liebte er sehr und berief den berühmten Tonkünstler, den Niederländer Orlando di Lasso, an seinen Hof. Zn jener Zeit erreichte auch die Hoch-
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm Ludwig Ludwig Wilhelm Albrecht_T. Albrecht Albrecht
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den heutigen Tag hie und da erhalten hat, schritt er mit aller Strenge ein. Auch in der Landwirtschaft regte Maximilian Verbesserungen an. Er ließ Straßen bauen und an ihnen Alleen anlegen. Das übermäßige Streuholen im Walde verbot er; denn dadurch wird den Bäumen die Nahrung entzogen. Waldblößen ließ er mit jungen Bäumchen anpflanzen. Bei alledem hatte er auch noch Geld für Bauwerke. Die Residenz in München wurde unter großem Kostenaufwand erweitert, und seinem mächtigen Borgänger Ludwig dem Bayern ließ er in der Frauenkirche ein herrliches Denkmal setzen. Der besonderen Fürsorge des Herzogs erfreute sich das Bildungswesen. Er führte den Schulzwang ein, wonach jedes Kind bis zum 12. Jahre die Schule besuchen mußte. Keine geringere Sorgfalt verwendete er auf das Kriegswesen. Bayern hatte damals fast 1% Millionen Einwohner. Immer der dreißigste waffenfähige Mann wurde ausgehoben und aus dieser Mannschaft und geworbenen Truppen ein besoldetes Landheer gebildet, das für die Kriegstüchtigkeit wohl geübt wurde. An der Spitze desselben stand Graf Tilly als Feldherr. So war Maximilian gerüstet für den schrecklichsten Glaubenskrieg, der jemals ausgekämpft wurde, den dreißigjährigen Krieg, der mit eisernem Tritte den Wohlstand Bayerns und ganz Deutschlands zugrunde richtete.
Ein Vorspiel zu diesem Kriege lieferten die folgenden Begebenheiten in der Reichsstadt Donauwörth. Die Mehrzahl der dortigen Bürger war protestantisch. Der Stadtrat verbot nun dem Abt des Klosters zum heiligen Kreuz dortselbst eine Prozession (Bittgang) mit fliegenden Fahnen. Der Abt hielt aber dessenungeachtet eine Prozession ab und ließ die Fahnen nicht zusammengewickelt, wie es verlangt war, sondern offen voraus tragen. Bei der Rückkehr überfiel das aufgeregte Volk in Donanwörkh den Zug, trat die Fahne in den Schmutz und jagte die Mönche ins Kloster zurück. Bald kamen zwei kaiserliche Räte, welche den Vorgang untersuchen sollten. Sie sprachen im Namen des Kaisers die Reichsacht über die Stadt aus und mit der Ausführung wurde Herzog Maximilian von Bayern beauftragt. Derselbe zog mit einigen tausend Mann vor Donauwörth. Die Stadt wurde bald übergeben und blieb von da an bayerisch.
Dieses Ereignis machte ein gewaltiges Aufsehen in ganz Deutschland. Die Protestanten schlossen auf Betreiben des Kurfürsten von der Pfalz zu Auhausen bei Wassertrüdingen in Mittelfranken ein Bündnis: „die Union" (1608); zum Oberhaupt derselben wurde Friedrich V. von der Pfalz ernannt. Die Katholiken vereinigten sich nunmehr auch und gründeten einen Gegenbund: „die Liga", deren Führer Maximilian von Bayern war. So standen sich zwei Wittelsbacher gegenüber. Es bedurfte nur mehr eines geringen Anstoßes zum Kriege. Er kam bald. Kaiser Rudolf Ii. hatte in seinem Majestätsbriefe den Protestanten freie Religionsübung zugesagt und den Herren, Rittern und Städten die Er-
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Extrahierte Ortsnamen: Bayerns Deutschlands Reichsstadt_Donauwörth Donanwörkh Donauwörth Deutschland Mittelfranken
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bauung protestantischer Kirchen gestattet. Als aber auch die Bewohner der dem Erzbischöfe von Prag gehörigen Städte Klostergrab und Braunau solche Kirchen erbauten, wurde die Kirche in Klostergrab niedergerissen und die in Braunau geschlossen. Darüber beschwerten sich die Prostetanten, erhielten aber vom Kaiser einen ungnädigen Bescheid. Da sie glaubten, die katholischen Räte des Kaisers hätten denselben veranlaßt, drangen die Abgesandten der Protestanten unter der Führung des Grafen von Thnrn in die Schloßkauzlei zu Prag ein und warfen nach kurzem Wortwechsel die beideu Räte Martinitz und Slavata sowie den Geheimschreiber Fabricius durchs Fenster in einer Höhe von 16 m in den wasserleeren Schloßgraben hinab (23. Mai 1618). Alle drei kamen indes ohne bedeutendere Beschädigungen davon.
Das war die nächste Veranlassung zum Dreißigjährigen Krieg (1618—1648). Die Böhmen übertrugen die Regierung sofort 30 Direktoren, an deren Spitze der Graf von Thnrn stand. Als bald darnach Kaiser Matthias starb, erkannten die Böhmen seinen Nachfolger Ferdinand nicht als ihren Herrn an und wählten das Haupt der Union, Friedrich V. von der Pfalz, zum König. Derselbe nahm die neue Würde an und zog nach Prag, obgleich ihm seine Mutter warnenb zurief: „Mein Sohn, bu trägst die Pfalz nach Böhmen!" Sie behielt recht. Kaiser Ferbinanb verbünbete sich mit Maximilian von Bayern und biefer rückte mit seinem Heere nach Böhmen. Unter Tillys Leitung würde in nur emstünbiger Schlacht am Weißen Berge bei Prag (1620) das ganze Heer Friebrichs V. geschlagen. Friedrich floh nach Hollanb. Er würde in die Reichsacht erklärt und seine Sauber würden ihm abgenommen. Das Volk nannte ihn den „Winterkönig", weil er nur einen Winter regiert hatte. Zur Erinnerung an seinen glänzenben Sieg errichtete Maximilian die Mariensäule, die heute noch den Marienplatz in München ziert. Der dankbare Kaiser aber verlieh auf dem Reichstag zu Regensburg 1623 Maximilian die Friedrich V. abgenommene Kurwürde. Seitdem ist Bayern ein Kurfürstentum. Einige Jahre später erhielt er als Entschädigung für seine Aufwendungen im Krieg auch noch die Oberpfalz. Der Kurfürst von Bayern war nun der mächtigste deutsche Reichsfürst. Sein Ansehen stellte selbst das des Kaisers in Schatten. Dieser ergriff beshalb mit Freuben das Anerbieten des Herzogs von Frieblanb Wallenstein, der sich bereit erklärte, aus eigenen Mitteln dem Kaiser ein Heer von 40 000 Mann zu stellen. Da aber diese Soldaten in Freunbes-unb Feinbeslanb fürchterlich hausten und ihr Führer Wollenstem immer herrischer auftrat, so daß bi es sogar die Reichsfürsten beängstigte, würde er wieber entlassen.
Mit der Sache der Protestanten staub es nicht gut; der Dänenkönig, der ihnen zu Hilfe gekommen war, war besiegt und aus Deutfehlaub ver-
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§ 70. Der Abfall der Niederlande 1581. Wilhelm von Oranten. 73
Karl selbst zog sich in die Einsamkeit zurück und lebte noch zwei Jahre in einem kleinen Hause neben dem Kloster St. Inste in Spanien.
Sowohl Ferdinand I. als Maximilian Ii. 1564—76 suchten 1564-den Religionsfrieden aufrecht zu erhalten. Sie hatten ihre ganze Regierungszeit hindurch mit den Türken zu kämpfen und mußten ihnen sogar Tribut entrichten.
Das türkische Reich war nach dem Untergange des oströmischen Reiches 1453 entstanden. Bald fielen die umliegenden Provinzen, ferner der ganze Westen Asiens und Ägypten an das neugegründete Reich, welches unter S o l im an Ii. 1520—1566 seinen Höhepunkt erreichte. Seit der Regierung dieses Sultans ward Ungarn der Zankapfel zwischen Österreich und den Türken, die dann wiederholt Wien bedrohten (1529 und 1683), bis sie endlich seit dem Frieden zu Karlowitz (1699) von ihrer Höhe allmählich wieder herabsanken.
§ 69.
Tie Pariser Bluthochzeit 1572.
In Frankreich gewann die Reformation, besonders von der Schweiz aus, fchou frühe viele Anhänger, die man Hugenotten (Eidgenossen) nannte. Gegenseitige Unduldsamkeit führte zwischen ihnen und deu Katholiken bald zu blutigen Bürgerkriegen. Unter der Regierung Karls Ix. kam es dann zu einer Begebenheit, die unter dem Namen der Pariser Bluthochzeit bekannt ist.
Der Bourbone Heinrich von Navarra, ein Hugenotte, vermählte sich mit der Schwester Karls. Viele vornehme Hugenotten hatten sich
znr Hochzeit in Paris eingesungen. Da kam es auf Anstiften der
Mutter des Königs (Katharina von Medieis), wenige Tage nach der Hochzeit, in der Bartholomäusnacht (24. August 1572) zur Er- 1572 mordung vieler Tausende von Protestanten. Der junge König selbst, mit dessen Billigung der Massenmord geschehen war, schoß von seinem
Schlosse herab nach den fliehenden Hugenotten.
Im Jahre 1589 starb das Hans Valois ans, und nun gelangte mit Heinrich Iv. von Navarra die verwandte Seitenlinie Bourbon auf den französischen Thron. Er verschaffte dem zerrütteten Lande Frieden, indem er zum Katholicismus übertrat und den Hugenotten in dem wichtigen Edikt von Nantes 1598 freie Religionsübung zu- 1593 sicherte. Sein Freund und Minister war der edle Herzog Sully, welcher durch Beförderung des Ackerbaues, der Industrie und des Handels die innere Staatskraft Frankreichs mächtig förderte. König Heinrich endete durch Mörderhand 1610. An seine Stelle trat sein Sohn Ludwig Xiii. bis 1643, für den aber bald der große Kardinalminister Richelieu das Staatsruder führte.
§ 70.
Der Abfall der Niederlande 1581. Wilhelm von Oranien. 1581
Auch in den Niederlanden brachte die Reformation eine merkwürdige Revolution hervor. Diese durch Handel und Gewerbfleiß reichen Länder waren dem Könige Philipp Ii. von Spanien zugefallen. Philipp haßte jede religiöse und politische Freiheit und sendete daher zur Unterdrückung derselben den grausamen Herzog Alba mit einem Heere nach Brüssel.
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Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Spanien Asiens Wien Frankreich Karls Karls Paris Navarra Nantes Frankreichs Niederlande Niederlanden Spanien
§ 68. Das Zeitalter der Reformation. Luther. Karl V. 71
und Verbesserung der Schulen verwendet wurden. Die Reformation mit Lutherischer Lehre fand ferner Eingang in Dänemark, Norwegen, Schweden und den Ostseeprovinzen, während in der Schweiz Ulrich Zwingli und Johannes Calvin reformierten.
3) Besiegung der Reichsritter und der Bauern. Um diese Zeit stiftete Franz von Sickin gen, ein Förderer der Reformation, zu Landau einen Bund der schwäbischen, fränkischen und rheinischen Ritter gegen den Kaiser und die Reichsfürsten, um a) der Reformation allgemeinen Eingang zu verschaffen, b) ein auf den gesamten Adel deutscher Nation sich gründendes Reich herzustellen. Als aber sein Angriff auf Trier mißlang, mußte er sich auf feine Veste Landstuhl zurückziehen, ward hier 1523 belagert und erlag bei1523 Uebergabe der Burg einer schweren Verwundung. Die Teilnehmer am Ritterbunde wurden aus Deutschland getrieben.
Gleich darauf erregten die von ihren Gutsherren hart gedrückten Bauern Süd- und Mitteldeutschlands einen Aufstand 1524 und lo24-lo2° verlangten Abstellung ihrer Beschwerden. Als man ihre Forderungen fast überall verwarf, steckten sie Schlösser und Klöster in Brand, erschlugen und mißhandelten die Adeligen. Da es ihnen aber an ordentlichen Waffen, an Mannszucht und verständigen Führern fehlte, so erlagen sie 1525 sowohl in Thüringen als in Süddeutschland. Nun 152& folgten blutige Strafgerichte und noch härterer Druck.
4) Fortgang der Reformation. Da sich die katholischen Fürsten und Bischöfe Süddeutschlands 1524 zu Regensburg gegen die neue Lehre verbündet hatten, so schlossen die meisten Lutherischen Stünde das Torgau er Schutzbündnis 1526 und setzten in dem nämlichen i°26 Jahre auf dem Reichstag zu Speyer den Beschluß durch: daß sie
es betreffs des Wormser Edikts halten könnten, wie sie es sich vor Gott und Kaiserlicher Majestät zu verantworten getrauten. Allein auf einem zweiten Reichstag zu Speyer 1529 erneuerte eine katholische 1529 Mehrheit die Wormser Achtserklärung, und zugleich erhielten die dagegen protestierenden Anhänger der Lutherischen Lehre den Namen „Protestanten."
Auf dem Reichstag zu Augsburg 1530 legten sodann die 1530 Protestanten ihr von Philipp Melanchthon, dem milden, bedächtigen Freunde und Gehilfen Luthers, verfaßtes Glaubensbekenntnis vor, die sogenannte angsburgische Konfession. Sie ward vom Kaiser, der die Einigkeit in der Kirche und im Reiche wiederherstellen wollte, verworfen, und im Reichstagsabschiede ward von den Protestanten bis zum folgenden Jahre die Rückkehr in die katholische Kirche verlangt.
Die protestantischen Reichsstände schlossen daher 1531 den schmal- 1531 kaldischen Bund. Da ließ sich der von den Türken bedrohte Kaiser zu dem Nürnberger Religionsvergleich herbei, nach welchem die gegen die protestantischen Reichsstände wegen ihres Glaubens anhängig gewordenen Reichskammergerichtsprozesse bis zu einem allgemeinen Concil eine Hemmung erfahren sollten.
5) Der schmalkaldische Krieg. Das erwartete Concil ward
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Ulrich_Zwingli Johannes_Calvin Franz_von_Sickin Franz Philipp_Melanchthon Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Dänemark Norwegen Schweden Landau Deutschland Mitteldeutschlands Speyer Luthers
72 § 68. Das Zeitalter der Reformation.
1545 zu Trient eröffnet und bauerte bis 1563. Da die Protestanten es nicht beschickten, so rüstete der Kaiser zur Unterbrückung der neuen Lehre, und im Jahre 1546, dem Tobesjahre Luthers, brach dann der 1546-1547 sogenannte fchmasfalbtfche Krieg 1546—1547 aus. Die 23er= bünbeten des Kaisers waren: der Papst, die katholischen Fürsten und der protestantische Herzog Moritz von Sachsen. Als nun das schmal-kalbische Bunbesheer gegen den Kaiser heranzog, würden die Häupter besselben: der Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und der Lanbgraf P hilipp von Hessen, mit der Reichsacht belegt, die Moritz in Kursachsen vollstreckte. Der Kurfürst Johann Friedrich würde dann 1547 6ei Mühlberg an der Elbe 1547 von dem Kaiserlichen Heere geschlagen und gefangen und verlor Laub und Würbe an Moritz.
Jetzt würde Philipp von Hessen, der Schwiegervater des Moritz, mutlos. Er unterwarf sich, warb aber ebenfalls Gefangener des Kaisers und bis nach dem Paffauer Vertrage in harter Haft gehalten.
6) Rettung der Protestanten durch -Moritz von Sachsen. Nachbem Moritz seinen Ehrgeiz befriebigt sah, trat er plötzlich als Beschützer des Protestantismus auf. Er verbanb sich insgeheim mit Heinrich Ii. von Frankreich gegen den Kaiser und rückte 1552 in Eilmärschen nach Tirol, so daß der in Innsbruck krank barnieber-liegenbe Kaiser nur mit Not entkam. In einer Sänfte ließ er sich über die Alpen tragen; den gefangenen Johann Friedrich hatte er vorher freigelassen. In biefer Lage verstaub er sich zu einem Ausgleich
1552 mit den Protestanten. In einem zu Passau errichteten Vertrag 1552 erhielten die Anhänger der Augsburger Konfession freie Religions-1555 übung bis zu einem Reichstag gewährt. Derselbe kam 1555 zu Augsburg zu staube und genehmigte einen Religionsfrieben, welchem zufolge den Reichsstänben der Augsburger Konfession, nicht aber ihren Unterthanen, gleiche Rechte mit den Katholiken gewährt würden.
Doch wurden die gemachten Zugeständnisse durch den „geistlichen Vorbehalt" insofern beschränkt, als die in Zukunft zum Protestantismus übertretenden geistlichen Stände Würde und Land verlieren sollten.
7) Karl V. und seine 6eiben Nachfolger. Karl V. war als Erbe Spaniens mit seinen Nebenlänbern und als beutscher Kaiser der mächtigste Monarch seiner Zeit. Aber seine Regierung war eine mühe-unb sorgenvolle. Er hatte nämlich nicht nur mit König Franz I. von Frankreich, der auf Karls Macht eifersüchtig war, fonbern auch mit den Türken viele harte Kämpfe zu bestehen. Dazu scheiterte fein teuerster Plan: die Vereinigung der religiösen Parteien in Deutschland. Die Reformation machte vielmehr immer weitere Fortschritte, und balb sollten durch sie alle Verhältnisse in Deutschland und im übrigen Europa umgestaltet werben.
Als ihm auch die Erhebung seines Sohnes Philipp auf den Kaiserthron mißlang, bankte er ab 1556. Philipp regierte nun in Spanien, den Nieberlanben, in Mailanb, Neapel und den Kolonien ■— des Kaisers Bruder Ferbinanb, bereits seit 1520 Herr der österreichischen Laube, seit 1526 König von Böhmen und Ungarn, warb Kaiser 1556—64 1556—64.
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Extrahierte Ortsnamen: Luthers Hessen Kursachsen Mühlberg Sachsen Frankreich Eilmärschen Spaniens Deutschland Deutschland Europa Spanien Nieberlanben Mailanb Neapel Ungarn
94 § 88. Kosziusko und die Teilungen Polens.
1778-1779 Damit begann der thateuarme, bayerische Erbfolgekrieg 1778—79; er hatte keine lange Dauer und endete bereits im Frieden zu Teschen 1779, in welchem sich Österreich mit dem Jnnviertel begnügen mußte. Diesen Frieden schloß die Kaiserin ohne Wissen ihres Sohnes.
Nach dem Tode seiner Mutter trat Joseph mit verschiedenen Reformen aus staatlichem und kirchlichem Gebiete offen hervor. Die Hast und Willkür aber, womit er sie durchführte, und die Nichtberücksichtigung bestehender Verfassungen und Nationalitäten machten dieselben scheitern und erzeugten fast überall Unruhen, so in Ungarn und in den Niederlanden.
Die Bewältigung des Aufstandes in den Niederlanden und die Beendigung eines Krieges gegen die Türken mußte er seinem Bruder 1790-1792 in,d Nachfolger Leopold Ii. (1790—1792) überlassen. Dieser stellte die meisten Neuerungen seines Bruders wieder ab, nur das Toleranz-edikt und die Verordnung über die Aufhebung der Leibeigenschaft ließ er bestehen. Auf Leopold Ii. folgte sein Sohn Franz Ii., der aber am 6. August 1806 die Würde eines deutschen Kaisers niederlegte, nachdem er schon vorher den Titel eines Erbkaisers von Österreich angenommen hatte. Er starb erst im Jahre 1835.
§ 88.
Kosziusko und die Teilungen Polens.
Das polnische Reich war einst sehr blühend und mächtig und erstreckte sich über einen großen Teil des heutigen Rußlands und über verschiedene Gebiete Preußens und Österreichs.
Als es aber nach dem Anssterben des Jagellonischen Stammes
(1572) ein Wahlreich wurde, ging es immer mehr zurück, da alle Gewalt in den Händen des Adels lag, während der Bauernstand in Niedrigkeit und Armut schmachtete. Ein besonders trauriges Bild bot der polnische Reichstag, da schon der Widerspruch eures einzigen Mitgliedes Reichstagsbeschlüsse unmöglich machte.
Die deshalb entstehenden inneren Unruhen wurden von den angrenzenden Staaten noch genährt, insbesondere von Rußland. Als nun wegeu der vom König Stanislaus Pouiatowsky gewährten Gleichberechtigung aller christlichen Konfessionen ein blutiger Bürgerkrieg aus-1762-1796 brach, mischte sich die Kaiserin Katharina Ii. (1762—1796) von
Rußland in diese innere Angelegenheit der polnischen Nation und verband sich mit Preußen und Österreich zum Zwecke einer Teilung
1772 Polens 1772. 1) Rußland erhielt den östlichen Teil von Litthanen;
2) Preußen das westliche Preußen (ohne Danzig und Thorn); 3) Österreich Ostgalizien und Lodomirien. Der Überrest des polnischen Reiches kam in völlige Abhängigkeit von diesen drei Machten.
Unter denen, welche die Selbständigkeit ihres Vaterlandes wiederherzustellen bestrebt waren, ragt Kosziusko am meisten hervor. Ein Mann voll Menschen- und Freiheitsliebe, hatte er an dem Unabhängigkeitskampfe in Nordamerika teil genommen und sich die vollste Achtung und Liebe der Hauptführer, des Washington und des Lafayette, erworben.
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Extrahierte Personennamen: Joseph Leopold_Ii Leopold Leopold_Ii Leopold Franz_Ii Franz August Stanislaus_Pouiatowsky Katharina_Ii
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Wilhelm Wilhelm Wilhelm Wilhelm Moritz Gustav_Adolf Gustav Adolf Rudolf_Ii Rudolf Matthias Rudolf_Ii Rudolf Friedrich_Iv Friedrich Maximilian_von_Bauern Maximilian Matthias_( Rudolf_Ii Rudolf Matthias Matthias_von_Thnrn
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78 § 71. Der dreißigjährige Krieg 1618—1648. § 72. Die Königin Elisabeth.
wiederholt alle Schrecken des Krieges zu empfinden hatte. Endlich 1648 machte der Friede von Münster und Osnabrück 1648 dem Kriege ein Ende.
7) Friedens best immun gen. a) Kirchliche Verhältnisse: Der Augsburger Religionsfriede wurde bestätigt und auf die Reformierten ausgedehnt. Der 1. Januar 1624 sollte als Norm für den Besitzstand der beiden Konfessionen entscheiden.
b) Territoriale Bestimmungen: 1) Frankreich erhielt die Stifter Metz, Tonl, Verdun, den österreichischen Teil vom Elaß und rechts vom Rhein Breisach. 2) Schweden erhielt Hinterpommern zum Teil, Vorpommern mit Rügen, Wismar mit Gebiet und die Bistümer Verden und Bremen. 3) Brandenburg erhielt den größeren Teil von Hinterpommern, die Bistümer Camin, Halberstadt, Minden und das Erzbistum Magdeburg. 4) Bayern blieb im Besitze des bereits während des Krieges Erworbenen. 5) Die Pfalz am Rhein kam an den Sohn Friedrichs V., Karl Ludwig, für den zugleich eine achte Kurwürde errichtet wurde. 6) Die Niederlande und die Schweiz wurden vom Reiche unabhängig.
c) Verfassung des deutschen Reiches: Die deutschen Reichsstäude erhielten volle Landes ho heit und dursten fortan Bündnisse unter sich und mit fremden Mächten abschließen, nur nicht gegen Kaiser und Reich und den westfälischen Frieden. Der Reichstag zählte 240 Stimmen, erhielt das Recht der Reichsgesetzgebung und beschloß über Bündnisse, Krieg und Frieden, Steuern, Aushebungen, Befestigungen.
8) Folgen des dreißigjährigen Krieges, a) Das deutsche Reich verlor durch den westfälischen Frieden an Frankreich und Schweden fast den Umfang eines Königreiches. Es war durch Befestigung der landesherrlichen Gewalten in einen lockeren Staatenbund aufgelöst und dadurch vom Auslande abhängig, das namentlich die West- und Nordgrenze bedrohete und sich fortan in Deutschlands innere Angelegenheiten einmischte. Dazu bot es unmittelbar nach dem Kriege einen traurigen Anblick dar. Zahlreiche Dörfer und Städte waren zerstört und oft ganz entvölkert, die Felder verödet. Handel und Gewerbe lagen nun vollends darnieder. Dazu waren die Mündungen der Oder, der Elbe, der Weser und des Rheins in den Händen fremder Mächte, b) Schweden war eine Großmacht geworden, c) Der Bestand der evangelischen Kirchen war nun gesichert.
§ 72.
Die Königin Elisabeth von England.
In England war auf die seit 1066 herrschende normannische Dynastie mit Heinrich Ii. das Hans Plantagenet oder Anjou gefolgt, ms Von den Söhnen Heinrichs mußte Johann 1215 eine Verfassung gewähren, die magna Charta libertatum, welche dem Volke größere Freiheiten verlieh. Auf die Kämpfe mit Frankreich (§ 66) folgten
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Extrahierte Personennamen: Stifter_Metz Friedrichs_V. Friedrichs_V. Karl_Ludwig Karl Ludwig Heinrich_Ii Heinrich Hans_Plantagenet Heinrichs Heinrichs Johann
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Verdun Rhein_Breisach Schweden Hinterpommern Wismar Bremen Brandenburg Hinterpommern Halberstadt Minden Magdeburg Rhein Frankreich Schweden Deutschlands Rheins Schweden England England Frankreich